Ursachen

Repetitive Strain Injury wird in den meisten Fällen durch eine physische Überlastung hervorgerufenen, kann aber auch einen psychischen Hintergrund haben. Folgende primäre Ursachen sind zurzeit bekannt:

1) Physische Überlastung durch wiederholte Bewegungen

2) Psychosomatische Ursachen
   a) Tension Myositis Syndrome
   b) Angst vor RSI

Die Schmerzen treten häufig erstmals in sehr stressigen Phasen auf, wobei Stress meist nur der Auslöser, nicht die Ursache ist. Je länger die Beschwerden anhalten, desto mehr spielen auch (weitere) psychische Aspekte eine Rolle: Angst vor der Zukunft; Angst, die momentane Arbeit aufgeben zu müssen; Angst, nie wieder vollständig gesund zu werden. Egal, ob die primäre Ursache physischer oder psychischer Natur war, spätestens nach einigen schmerzhaften Monaten spielen diese Ängste eine signifikante Rolle.

Alle Ursachen haben zur Folge, dass das Gewebe schlechter durchblutet wird. Ob durch angespannte und überlastete Muskeln (physische Ursache) oder direkt gesteuert vom zentralen Nervensystem (psychosomatische Ursache). Die geringere Durchblutung bedeutet für das Gewebe eine Unterversorgung mit Sauerstoff und einen mangelnden Abtransport von Abfallprodukten.

Es gibt einige RSI-Unterarten, die operiert werden können. Zu nennen sind hier beispielsweise das Ulnarisrinnen- oder das Karpaltunnelsyndrom. Diese Nervenkompressionssymptome können Auslöser der Schmerzen sein, sie sind es jedoch bei PC-Nutzern meistens nicht. Insbesondere das Karpaltunnelsyndrom (CTS) wird von einigen Ärzten zu schnell diagnostiziert. Das ist nachvollziehbar, denn hier ist ein operativer Eingriff möglich und eine scheinbare Lösung gefunden. Aber auch in den Fällen, wo die CTS-Diagnose richtig ist und ein operativer Eingriff kurzfristige Linderung bringt, kommen die Schmerzen nach einiger Zeit häufig wieder, da die eigentlichen Ursachen (schlechte Körperhaltung, Überlastung etc.) nicht angegangen wurden. Wenn Ihnen eine Operation vom Arzt empfohlen wird, dann holen Sie sich unbedingt noch eine zweite Meinung ein. Sie sollten sich vor einem operativen Eingriff absolut sicher sein und alle nichtinvasiven Möglichkeiten bereits ausgeschöpft haben.

Nachfolgend finden Sie die drei primären Ursachen näher beschrieben. Zu jeder habe ich ein Diagramm erstellt, das einen möglichen Krankheitsverlauf darstellt. Die Skalierung der x-Achse (Januar bis Dezember) ist natürlich bei jedem Menschen unterschiedlich. In meinem Fall müsste ich sie mehr als verdoppeln, für die meisten Betroffenen allerdings halbieren. Wenn die Schmerzen bisher nur vorübergehend auftraten, können sie bei Einhaltung der Tipps von dieser Seite bereits eine Woche später wieder abgeklungen sein. Die verschiedenen Ursachen treten nicht immer isoliert auf, es können Mischformen entstehen.
Der geradlinige Verlauf der grünen Schmerzlinie ist ein wenig irreführend: Bei wirkender Behandlung sollte zwar im Laufe der Zeit eine kontinuierliche Besserung eintreten, jedoch verläuft diese alles andere als geradlinig. Es kann vorkommen, dass Sie an manchen Tagen fast so starke Beschwerden haben wie noch am ersten Tag und einen Tag darauf fast schmerzfrei sind. Generell lässt sich sagen (das wurde mir auch von anderen Betroffenen bestätigt), dass anfangs die schmerzfreien Intervalle länger werden und erst mit der Zeit die Schmerzintensität nachlässt.

1) Physische Überlastung

Wie schon auf der Seite Was ist das RSI-Syndrom? geschrieben, ist eine monotone Belastung die häufigste Ursache für RSI. Kleinste Gewebeschädigungen werden in Ruhephasen (z.B. über Nacht) normalerweise wieder repariert. Sind die Ruhephasen zu kurz bzw. die Belastungen zu hoch, summieren sich die Gewebeschädigungen und irgendwann ist dann ein Level erreicht, ab dem die Unterarme anfangen zu schmerzen.

"Aber ich bewege doch nur meine Finger, das ist doch nicht anstrengend?!" Für die betroffenen Muskeln, Sehnen, Nerven und Gelenke sind tausendfach wiederholte Bewegungen sehr wohl anstrengend und schädlich, auch wenn sie sich erst nach einiger Zeit schmerzhaft bemerkbar machen.

Über einen normalen Arbeitstag verteilt summieren sich E-Mails, Berichte, Notizen etc. schnell auf vier Din A4-Seiten. Bei durchschnittlich 3.800 Zeichen pro Seite sind das dann schon 15.200 Fingerbewegungen. Hinzu kommen Korrekturen des Geschriebenen sowie etliche Mausklicks. 20.000 Bewegungen kommen also bereits durch die Arbeit im Büro sehr schnell zusammen. Inklusive privater Computernutzung am Abend sind wir so bei 25.000.
Vergleichen wir das einmal mit einem Marathonlauf: hierzu benötigt man ungefähr 50.000 Schritte. Meinen Sie, dass es gesund ist, jeden Tag einen Halbmarathon (21 km) zu laufen? Und das nicht nur ein paar Wochen lang, sondern Jahre oder sogar Jahrzehnte? Der langfristige Verschleiß ist hier offensichtlich.
Die Belastung verteilt sich am PC zwar auf mehr als zwei Finger, jedoch sind die vergleichsweise kleinen Muskeln im Unterarm auch viel weniger belastbar als die Beinmuskulatur. Außerdem findet Büroarbeit meist in absolut unergonomischen Positionen statt, so dass u.a. die mangelnde Sauerstoffzufuhr ein weiterer Belastungsfaktor ist.

Die jahrelange extreme Belastung war auch in meinem Fall die Ursache für meine Schmerzen. Mit dieser am häufigsten anzutreffenden Form des Repetitive Strain Injury beschäftigt sich deshalb auch ein Großteil dieser Seite.

Normalerweise treten die ersten Schmerzen nach langen, belastenden Arbeitsphasen auf. Werden diese Warnsignale über Wochen ignoriert, dann intensivieren sich die Schmerzen, treten regelmäßig auf und sind oft weit in den Feierabend hinein zu merken. Wird jetzt immer noch nicht die Arbeitseinstellung, Haltung, Pausengestaltung etc. überdacht, können sich die Schmerzen chronifizieren und verschwinden selbst in längeren Ruhephasen (Urlaub) nicht mehr vollständig. Je länger Sie nichts gegen die Schmerzen tun, desto langwieriger wird auch der Erholungsprozess.

In dem Diagramm können Sie erkennen, dass die physischen Überlastungen durch regelmäßige Pausen, Dehnübungen usw. kontinuierlich verringert werden können. Falls Sie jedoch erste Warnzeichnen (z.B. vorübergehende leichte Schmerzen im Handgelenk) über einen längeren Zeitraum ignoriert haben, dann kann sich die Heilung schnell über mehrere Monate hinziehen. Je länger die Schmerzen anhalten, desto mehr werden Sie die Heilungsfähigkeit (die zweifellos vorhanden ist!) Ihres Körpers anzweifeln. Insofern sollten sich alle Betroffenen auch die Rubrik Psyche anschauen.

Physische Ursachen RSI

Eine häufig auftretende Frage ist: "Warum gab es früher (im Zeitalter der Schreibmaschinen) fast überhaupt keine vergleichbaren Probleme?" Die Gründe sind schnell aufgezählt: Geringere Schreibgeschwindigkeit, Zwangspausen beim Wechseln der Seiten und beim Wagenrücklauf (Monotonie wurde durch andersartige Handbewegungen unterbrochen) und natürlich benutzten viel weniger Menschen damals überhaupt Schreibmaschinen. Heutzutage gibt es ja fast keinen Beruf mehr, der komplett ohne PC-Nutzung auskommt.

2a) Psyche (Tension Myositis Syndrome)

Nicht immer ist RSI auf eine bloße physische Überlastung zurückzuführen. Wie schon im vorherigen Abschnitt erklärt, spielt auch die Psyche in den meisten Fällen eine (wenn auch untergeordnete) Rolle. Sie kann aber auch bei einigen Menschen die Hauptursache sein! Einige Betroffene würden jetzt normalerweise mit dem Lesen aufhören und die nächste Seite anklicken wollen: "Mein Schmerz ist real, den bilde ich mir doch nicht ein!" Natürlich ist Ihr Schmerz real, jedoch basiert er eventuell nicht auf kleinen Gewebeschädigungen. Das Gehirn hat die Möglichkeit, den Blutfluss (und somit auch die Sauerstoffversorgung) zu steuern, so dass in einigen Bereichen Schmerzen entstehen können. Mit diesen Schmerzen versucht das Gehirn, Sie von schlimmen Erfahrungen/Gefühlen oder Stress im Unterbewusstsein abzulenken. Einige Beispiele sind: Tod eines Familienmitglieds/Freundes, Scheidung, Probleme mit Arbeitskollegen/Freunden, Krankheit eines Familienmitglieds/Freundes, neuer Chef, Schulden, ... Aber auch eigentlich positive Veränderungen im Leben können unterbewusst großen Stress auslösen: Umzug, Heirat, Geburt eines Kindes, ...

Dr. John Sarno hat dieses Phänomen mehrere Jahrzehnte erforscht und ihm den Namen Tension Myositis Syndrome (TMS) gegeben. Es ist nicht nur die Ursache für Schmerzen im Armbereich, sondern kann den gesamten Körper betreffen. Unter Fachleuten, besonders bei traditionellen Ärzten wie Orthopäden, ist diese Theorie sehr umstritten. In seinem Buch The Mindbody Prescription verweist Dr. Sarno jedoch auf seine hohe Erfolgsquote bei mehreren tausend Patienten. Auch diverse Erfolgsgeschichten bestätigen seine Theorie.

"Woran erkenne ich, dass ich von TMS betroffen bin?" Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn der verursachende Stress ist unterbewusst und nicht immer konkret zu benennen. Falls Sie deutlich weniger als die Hälfte Ihrer Arbeitszeit am PC sitzen (bzw. vergleichbare RSI-gefährdete Tätigkeiten ausführen) oder Sie erst seit kurzem intensiv mit dem PC arbeiten (1-2 Jahre), dann sollten Sie TMS in jedem Fall als mögliche Ursache in Betracht ziehen. Es schadet jedoch auch allen anderen nicht, sich mit TMS zu beschäftigen (auch deshalb nicht, weil ebenfalls andere Beschwerden wie zum Beispiel Rücken- oder Kopfschmerzen und sogar Depressionen von TMS ausgelöst werden können). Insofern sollten Sie sich die weiteren Informationen unter dem Punkt Psyche anschauen; selbst wenn Sie nicht glauben, dass Sie von TMS betroffen sind.

In dem nachstehenden Diagramm erkennen Sie, dass bei einem "klassischen" Tension Myositis Syndrome die physischen Überlastungen eine nur untergeordnete Rolle spielen. Hinzu kommt: Je länger Sie Ihre unterdrückten Emotionen nicht adressieren, desto wahrscheinlicher wird es, dass Sie Ängste vor der Zukunft entwickeln.

Psychische Ursachen RSI (TMS)

2b) Psyche (Angst vor RSI)

Ein Kollege oder eine Kollegin ist jetzt schon seit mehreren Wochen mit starken Schmerzen in beiden Unterarmen krankgeschriebenen? Ihre Firma führt eine Schulung zum Thema "Gesundes Arbeiten" durch und Sie merken, dass Sie bisher extrem unergonomisch gesessen haben? Sie arbeiten täglich sechs Stunden oder mehr am PC? Sie haben meine Krankheitsgeschichte gelesen? Gerade jetzt müssen Sie Überstunden einlegen, um ein wichtiges Projekt zu beenden?

Schon die bloße Angst vor RSI kann paradoxerweise RSI auslösen. Wenn Sie beim Arbeiten die ganze Zeit an die möglichen schmerzhaften Folgen denken, so werden Sie fast automatisch verkrampfen und sich nicht mehr natürlich bewegen. Als Folge verschlechtert sich der Blutfluss und es tritt genau das ein, was Sie eigentlich verhindern wollten - eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Lesen Sie den entsprechenden Abschnitt auf der Seite Psyche, niemand muss das Repetitive Strain Injury Syndrom entwickeln!

Psychische Ursachen RSI (Angst)
Der Inhalt dieser Webseite ist auch als Buch erhältlich: RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm | Kostenlose Rezensionsexemplare verfügbar