Tennisarm

Definition

Wie schon auf der vorangegangenen Seite geschrieben, wird der Tennisarm gerne als Synonym für Mausarm, Repetitive Strain Injury oder allgemein für Schmerzen im Unterarm verwendet. Im Gegensatz zu diesen diffusen Erkrankungen ist der Tennisarm eine Diagnose für ein klarer abgegrenztes Schmerzbild. Der Tennisarm bezeichnet Sehnenansatzreizungen oder -entzündungen im äußeren Ellenbogenbereich.

Synonyme

Der übergeordnete Fachbegriff heißt Epicondylitis. Es gibt folgende zwei Ausprägungen, wobei die erste deutlich mehr Menschen betrifft, als die zweite:

  1. Epicondylitis humeri radialis (Tennisarm oder Tennisellenbogen): Schmerzen im äußeren Ellenbogenbereich
  2. Epicondylitis humeri ulnaris (Golferarm oder Golferellenbogen): Schmerzen im inneren Ellenbogenbereich

Symptome / Schmerzen

Tennisarm und Golferarm Schmerzen im Ellenbogen (außen oder innen) treten anfangs nur beim Spielen von z.B. Tennis oder Golf auf bzw. beim Durchführen von handwerklichen Tätigkeiten. Nach wenigen Stunden oder spätestens am nächsten Tag sind die Schmerzen normalerweise wieder von alleine verschwunden. Wird die Belastung jedoch nicht vorübergehend zurückgefahren und/oder Dehnübungen gemacht, so kann der Schmerz dauerhaft bleiben (auch in Ruhephasen). In Ausnahmefällen führt es soweit, dass man seine Faust nicht mehr kräftig schließen kann und große Probleme beim Halten von Gegenständen aller Art hat. Auch kann der eigentlich lokale Schmerz aus dem Ellenbogen bis in die Hand abstrahlen.

Ursachen

Ursache ist eine Überlastung des betroffenen Gewebes. Viele Betroffene spielen jedoch nicht zu oft eine bestimmte Sportart, sondern haben "nur" eine schlechte Technik. Sie fassen den Schläger zu kräftig an, verkrampfen im Spiel oder haben sich vorher nicht richtig aufgewärmt.
Ein Mausarm (genauer und besser eigentlich RSI-Syndrom) ist kein klassischer Tennisarm! Ein Tennisarm entsteht i.d.R. durch Tätigkeiten, bei denen man etwas mit geschlossener Faust anfasst und man sich selbst oft in Bewegung befindet. Ein Mausarm hingegen entsteht durch das tausendfache Wiederholen kleinster Bewegungen ohne großen Kraftaufwand in einer meist unergonomischen Arbeitshaltung. PC-Arbeit kann zwar auch einen Tennisarm verursachen, allerdings ist dann der Sehnenansatz am Ellenbogen meist nur einer von mehreren Schmerzauslösern. Falls Sie täglich mehrere Stunden am Computer arbeiten, sind die hier angesprochenen Maßnahmen zwar auch sehr nützlich, es kann jedoch noch viel mehr getan werden. Schauen Sie hierzu bitte auf die Hauptseite.

Bin ich betroffen?

Tennisarm Alle Betroffenen klagen über einen sehr schmerzhaften Druckpunkt am Ellenbogen (Tennisarm: außen, Golferarm: innen, siehe Bilder). Am besten provozieren können Sie den Schmerz, wenn Sie die geballte Faust in Pfeilrichtung ziehen. Im Bereich des roten Kreises werden Sie nun ggfs. einen Schmerz fühlen. Verstärken lässt er sich, wenn Sie gleichzeitig mit der anderen Hand entweder Druck auf den Punkt ausüben oder entgegen der Pfeilrichtung Widerstand leisten.

Betroffen sind meist Personen ab einem Alter von 40 Jahren, aber natürlich gibt es wie immer auch hier Ausnahmen.

Tritt eine (starke) Schwellung im markierten Bereich auf, dann ist Golferarmdas ein Hinweis auf eine mögliche Schleimbeutelentzündung (Bursitis). Eine solche kann z.B. von sehr harten Stößen oder auch langem Lesen entstehen, wenn man sich mit beiden Ellenbogen aufstützt (und heißt dann "Studentenellenbogen"). In diesem Fall sind die Übungen von dieser Seite nicht sinnvoll!

Therapie

Egal wie eindeutig Ihre eigene Diagnose ist, sprechen Sie in jedem Fall mit einem Orthopäden, um andere Ursachen auszuschließen. Selbstverständlich ist nicht jeder Schmerz im Ellenbogen ein Tennis- oder Golferarm! Sie machen alle Übungen von dieser Seite auf Ihre eigene Verantwortung.

Bevor Sie irgendwelche Maßnahmen von dieser Seite durchführen, sollte erst eine eventuell vorhandene sichtbare Schwellung ausheilen. Unterstützen können Sie diesen Prozess durch Kältepackungen und entzündungshemmende Medikamente (in Tabletten- oder Salbenform). Minimieren Sie in jedem Fall anfangs die Belastung. Von Cortisonspritzen wird abgeraten, da das Risiko von langfristigen Schäden zu hoch (insbesondere bei mehrmaliger Anwendung) und eine Wirkung oft nur kurzfristig erkennbar ist. Falls Ihr Arm sichtbar geschwollen ist, gehen Sie in jedem Fall zum Arzt!

Maßnahme      /     Zeit >
Pfeil Pfeil Pfeil Pfeil Prävention
Schwellung ausheilen
x
 
Belastung minimieren
x
x
Dehnübungen
x
x
x
x
Querfriktionsmassage  
x
     
Faszienmassage  
x
x
x
x
Belastung reduzieren
x
x
Epicondylitisspange
x
x
An Schlagtechnik arbeiten
x
x
x
Aufwärmen vor Belastung
x
x
x
Aushängen      
x
x

  • Dehnübungen sind das effektivste Mittel gegen Golfer- und Tennisarm. Die erste unten abgebildeten Übung ist primär gegen einen Tennisarm, die zweite und dritte gegen einen Golferarm. Ich empfehle Ihnen trotzdem alle Übungen zu machen, denn das sind auch die wichtigsten Übungen gegen das RSI-Syndrom, an dem bei der heutigen großen Verbreitung von PCs immer mehr Menschen erkranken. Machen Sie die Dehnungen in der akuten Schmerzphase mindestens dreimal am Tag, zur Prävention reicht vor und nach der belastenden Tätigkeit bzw. mindestens einmal am Tag.

    Unterarm aussen und Ellenbogen dehnen

    Übung links: Strecken Sie Ihre Arme durch, drehen Sie beide Hände vor dem Körper nach rechts (die Handflächen zeigen dabei nach oben), umfassen Sie mit der linken Hand die vier Finger der rechten Hand und ziehen Sie sie nach oben (Bild 1). Nach zehn Sekunden rotieren Sie die nach oben gezogene Hand um knapp 180° und halten erneut zehn Sekunden (Bild 2). Abschließend drehen Sie sie soweit es geht nach vorne (Bild 3). Danach Armwechsel. Achten Sie bei der Übung bitte darauf, die Schultern nicht hochzuziehen. (Videoanleitung)

    Übung rechts: Drücken Sie Ihre Hände vor dem Körper flach gegeneinander und schieben Sie beide Arme in eine Richtung (rechts oder links). Halten Sie diese Position mindestens 20 Sekunden und schieben Sie Ihre Hände danach in die andere Richtung.

    Unterarm aussen dehnen

    Lehnen Sie sich mit gestreckten Armen gegen eine Wand. Rotieren Sie Ihre Hände soweit es geht nach innen, halten Sie zehn Sekunden und drehen Sie sie dann - ohne von der Wand abzusetzen - nach oben. Dehnen Sie wieder zehn Sekunden und rotieren Sie Ihre Hände abschließend soweit es geht nach außen.

  • Die Querfriktion ist eine Massagetechnik, die quer zum Sehnenansatz (Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen) durchgeführt wird. Durch den Druck entstehen zusätzliche, gewollte Mikroverletzungen, die den Körper veranlassen, sofort mit der Reparatur des Gewebes zu beginnen. Sobald die Schwellung abgeklungen ist, kann damit begonnen werden. Sie sollten sich die QuerfriktionsmassageQuerfriktionsmassage mindestens einmal von einer Physiotherapeutin zeigen lassen, danach können Sie sie auch selber ausführen.
    Nach maximal sechs Massagen muss eine Besserung eingetreten sein, ansonsten ist die Behandlung abzubrechen. Insgesamt sollten zwölf Behandlungen nicht überschritten werden. Die Querfriktionsmassage kann zwei- bis dreimal wöchentlich je fünf Minuten angewandt werden. Reiben Sie auf dem schmerzhaften Sehnenansatz mit dem Daumen unter Druck quer zum Muskel- bzw. Sehnenstrang des Unterarms. Den genauen Punkt muss jeder selbst erfühlen, orientieren Sie sich an den roten Kreisen der Testbilder weiter oben. Betroffene des Tennisarms finden den Punkt häufig auch einige Zentimeter weiter rechts (Richtung Hand). Eben diese beiden häufigsten Punkte sind auf dem Bild rechts aus einer anderen Perspektive markiert. Auch wenn die Querfriktion als Massagetechnik beschrieben wird, ist sie alles andere als angenehm!
    In der Reparaturphase ist es ungemein wichtig, dass Sie Ihren Arm weder mit einer Schiene komplett ruhig stellen, noch ihn übermäßig stark belasten. Beides hätte eine ungeordnete Neubildung des Gewebes und eine eventuelle Vernarbung zur Folge. Leichte Dehnungen hingegen sind sinnvoll.
  • Die Unterarmmuskulatur und die sie umgebenden Faszien (Bindegewebe) neigen mit der Zeit zum Verkleben. Anders als bei der Querfriktion sollen bei der Faszienmassage keine Mikroverletzungen entstehen. Sie ist also deutlich angenehmer durchzuführen und auch zur Prävention regelmäßig anzuwenden. Mit Hilfe einer Massagerolle lassen sich die Unterarme bequem selbst massieren (Videoanleitung). Gute Erfahrungen habe ich mit der Blackroll Orange gemacht.
  • Zeigen die Querfriktions- und Faszienmassagen Wirkung, können Sie im nächsten Schritt die belastende Tätigkeit (meist eine Sportart) langsam wieder aufnehmen. Ein Orthopäde kann Ihnen eine Epicondylitisspange verschreiben; sie hilft, die Belastung der Sehne beim Spielen zu reduzieren. Vor einem Spiel sollten Sie Aufwärm- und Dehnübungen nicht vergessen. Idealerweise lassen Sie Ihre Schlagtechnik von einem Trainer begutachten, vielleicht hat er ja noch den einen oder anderen Tipp für Sie.
  • Aushängen: Zeigen die vorherigen Maßnahmen erste nennenswerte Erfolge, können Sie sich zusätzlich mehrmals täglich "aushängen". Falls Sie zu Hause keine Möglichkeit haben sich irgendwo anzuhängen (z.B. an einer Treppe), dann hilft ein schraubenloses Türreck (Gewichtsgrenze beachten). Hängen Sie sich mindestens 30 Sekunden lang an die Stange, anfangs unterstützt durch die noch auf dem Boden stehenden Füße. Hängen Sie locker und fassen Sie die Stange nicht zu kräftig an, es werden keine Klimmzüge verlangt. Mit dieser Übung beugen Sie auch Rückenschmerzen vor.

Heilungszeitraum

Bei den meisten Betroffenen stellt sich spätestens vier Wochen nach Beginn der Dehnübungen eine deutliche Besserung ein. Leichte Schmerzen bei Belastungen können jedoch auch noch einige Monate später auftreten. Eine vollständige Heilung tritt meist innerhalb eines halben Jahres ein.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Zur Prävention können Sie Ihre Unterarme mit leichten Kräftigungsübungen stärken. Am einfachsten geht das mit einem Gyrotwister. Weitere Informationen finden Sie auf der zum RSI-Syndrom gehörenden Seite Kräftigung.
  • Sollten sich mit den hier aufgeführten Maßnahmen nach mehreren Monaten überhaupt keine Erfolge einstellen, dann besteht die Möglichkeit einer Operation. Grundsätzlich sollte dieser Eingriff aber wirklich nur im Ausnahmefall erwogen werden.
Der Inhalt dieser Webseite ist auch als Buch erhältlich: RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm | Kostenlose Rezensionsexemplare verfügbar