Stechende Schmerzen im Handgelenk

Datum: 09.03.2015
Name: Annika

Hallo Clemens,

vor einigen Monaten war ich häufiger auf Deiner Seite, weil ich unerklärliche Schmerzen in den Handgelenken und Unterarmen hatte. Mittlerweile bin ich wieder schmerzfrei und möchte Dir meinen Erfahrungsbericht zukommen lassen, der gerne unter meinem Vornamen veröffentlicht werden kann:

Während eines großen IT-Projekts, das alle Abteilungen des Unternehmens betraf und für das viele Daten in Exceltabellen zusammengestellt werden mussten, traten meine Schmerzen zum ersten Mal vor mittlerweile fast zwei Jahren auf. Immer wenn ich mit der rechten Hand die Maus bediente, hatte ich stechende Schmerzen im Handgelenk, später auch beim Tippen auf der Tastatur. Nach eineinhalb Wochen ging ich zum Orthopäden Nr. 1, der eine Sehnenscheidenentzündung diagnostizierte und mich entsprechend behandelte (Schmerzmittel, Krankschreibung, Cortison-Spritzen). Zwischenzeitlich arbeitete ich mit der linken Hand weiter, wo nach einer Woche die gleichen Schmerzen auftraten. Außerdem war der Schmerz in beiden Armen mittlerweile bis zum Ellenbogen hochgewandert, ich konnte nicht mehr schmerzfrei Auto fahren oder Besteck halten. Nach sechs Wochen erklärte Orthopäde 1, dass ich Schmerzen an Stellen hätte, wo dieses überhaupt nicht möglich sei, wenn es nächste Woche nicht besser wäre, müsste er mir beide Arme eingipsen. Es ist wohl nachvollziehbar, dass ich diesen Arzt nicht mehr aufgesucht habe.

Orthopäde 2 behandelte mich auf beidseitigen Tennisarm. Die Druckmanschetten sorgten zumindest am Anfang dafür, dass ich etwas weniger Schmerzen hatte, zwischenzeitlich war es aber so weit, dass stechende Schmerzen im Daumen hinzukamen, wenn ich z.B. ein Blatt Papier in der Hand hielt. Nach sechs Wochen wurde ich für geheilt erklärt, der noch vorhandene Schmerz wurde mit dem Schmerzgedächtnis erklärt. Sobald dieser aufträte, sollte ich den Arm unter lauwarmes Wasser halten.

Ein Osteopath konnte mir auch nicht weiterhelfen. Seiner Meinung nach hatte ich lediglich eine „blockierte Niere", was bedeuten würde, dass ich vor meinem Chef Angst hätte und dies die Ursachen für die Schmerzen wären. Wenn ich eins nicht habe, dann ist dies Angst vor meinem Chef. Mittlerweile konnte ich auch im Oberarm Schmerzen spüren.

Zwischenzeitlich war ich schon auf dieser Seite hier gelandet und hatte mit den Übungen begonnen, mich aber zum Großteil auf die Anwendungen für die Arme konzentriert. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es besser wurde, dann waren die Schmerzen aber wieder wie vorher da. Da ich den Tipp mit der Triggerpunktmassage gelesen hatte, machte ich mich auf die Suche nach einem entsprechenden Physiotherapeuten. Der Physiotherapeut fragte mich, warum ich ausgerechnet diese Massage wünschen würde. Nach einer kurzen Schilderung meiner diversen Symptome, der Begutachtung meiner Haltung und dem Abtasten meines Rückens im Bereich der Wirbelsäule auf Schulterblatthöhe bekam ich die Info, dass eine Massage nicht erforderlich sei. Die Ursache für Schmerzen läge im Rücken und sei auf blockierte Nerven (meine laienhafte Formulierung) zurückzuführen. Ich hatte mir beim Arbeiten am PC eine zu schlechte Haltung angewöhnt, bei der meine Schultern zu weit nach vorne gerutscht waren. Mit einem Griff des Physiotherapeuten, bei dem ein leichtes Knacken im Rückenbereich zu hören war, ließen die Schmerzen fast sofort nach. Allerdings stellte sich heraus, dass vor allem bei bestimmten Über-Kopf-Bewegungen mit dem Arm die Schmerzen wieder kamen. Die Muskeln in meinem Rücken, die meine Schulter eigentlich in Position halten sollten, hatten sich zwischenzeitlich zurückgebildet (vor dem Auftreten der ersten Schmerzen hatte ich regelmäßig Sport getrieben, Kickboxen und Spinning). Mit einer einfachen Übung mit einem Thera-Band konnte ich diese Muskeln in den nächsten Wochen wieder aufbauen.
Vollständig war ich die Schmerzen aber immer noch nicht losgeworden. Besonders beim etwas längeren Arbeiten am PC oder Halten eines Buchs traten sie auf. Orthopäde 3, bei dem ich vor meinem ersten Besuch beim Physiotherapeuten um einen Termin gebeten hatte, räumte ein, dass die eine Ursache sicherlich im Rücken läge, aber zusätzlichen seien vermutlich meine Unterarmmuskeln durch die ständigen sich wiederholenden Belastungen am PC beschädigt. Dies war der erste Arzt, der von RSI sprach. Mein Physiotherapeut war anderer Meinung und vermutete, dass mein Unterbewusstsein Schuld sei, da es mittlerweile diesen Schmerz erwarte. Am Ende hatte er wohl auch hier Recht. Mir wurde eines Tages zufällig bewusst, dass ich schon länger bei einer gewissen Tätigkeit schmerzfrei war, kaum dachte ich darüber nach, kam der Schmerz. Ab diesem Zeitpunkt ging es dann schnell. Jetzt war mir klar, dass es eine physische Ursache mehr gibt und ich ignorierte die Schmerzen, die dann auch tatsächlich innerhalb von Minuten verschwanden. Nur sobald sich leise Zweifel einschlichen, bekam ich sie nicht sofort weg.

Mittlerweile bin ich seit über einem Jahr schmerzfrei. Nur wenn mich jemand auf die damalige Zeit anspricht, treten die Schmerzen manchmal mit ein paar Stunden Verzögerung an den unterschiedlichsten Stellen im Arm wieder auf. Ich ignoriere diese dann und nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei.

Im Nachhinein vermute ich, dass ich mir schon früher hätte selbst helfen können, wenn ich mich mehr auf die Rückenübungen bzw. Übungen für die Schulterkräftigungen, die auf dieser Seite empfohlen werden, konzentriert hätte. Aber ich war aufgrund meiner diversen Arztbesuche immer davon ausgegangen, dass die Ursache in den Armen liegt.

Viele Grüße und Dank für Deine Seite,
Annika


Weitere Erfahrungsberichte

Dieser veröffentlichte Bericht gibt die Erfahrungen des Autors wieder. Da das Repetitive Strain Injury Syndrom eine Sammelbezeichnung für meist durch wiederholte Tätigkeiten verursachte Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Nerven ist, kann die Ausprägung (insbesondere in der ersten Schmerzphase) bei jedem Betroffenen unterschiedlich ausfallen. Auch wenn Ihre Symptome ähnlich sind, kann die Ursache eine völlig andere sein! Alle vorgeschlagenen Maßnahmen müssen deshalb unbedingt mit einem Arzt oder Physiotherapeuten besprochen werden.
Der Inhalt dieser Webseite ist auch als Buch erhältlich: RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm | Kostenlose Rezensionsexemplare verfügbar