Knochenhautentzündung
Datum: | 25.11.2008 |
Name: | Siggi |
E-Mail: | |
Homepage: | C/C++ Schulungen und Software-Entwicklung |
Ich bin Software-Entwickler und arbeitete oft und lange am Computer. Nie gab es irgendwelche Probleme. Es kam ein Dokumentationsauftrag, den ich noch vor einer geplanten Reise abwickeln wollte. Ich arbeitete also ca. 1 Woche lang ca. 14-16 Std. täglich. Als Vorlage benutzte ich eine alte Dokumentation von einer ähnlichen Maschine, d.h. die Arbeit zeichnete sich durch massenhaftes Copy + Paste und immer die gleichen Formatierungssequenzen aus. Die Arbeit wurde am Freitag abgeschlossen, es gab keinerlei Probleme.
Am Samstagmorgen wachte ich mit Schmerzen im Handgelenk auf. Ich dachte zunächst an eine Zerrung und hoffte, dies würde sich von allein bessern. Aber als meine Frau sah, dass ich noch niemals mehr die Zahnpastatube öffnen konnte, bestand sie auf einem Arztbesuch. Am Wochenende war nur das örtliche Krankenhaus verfügbar. Dies diagnostizierte eine Sehnenscheidenentzündung, legte das rechte Handgelenk in Gips und verordnete Ruhe. Am Sonntag traten wir unsere Reise in die Ukraine an. Dort wollten wir die weitere Therapie vornehmen.
Die Ärzte in der Ukraine stellten fest, dass die Diagnose des deutschen Krankenhauses falsch war und diagnostizierten eine Knochenhautentzündung. Sie verboten die Arbeit am PC, injizierten ein Medikament (sorry, genauer Name ist mir nicht mehr bekannt, es wurde aber in Westeuropa hergestellt) mehrmals direkt in das Handgelenk und zudem gab es täglich Magnetfeldtherapie. Zunächst zeigte sich keine spontane Besserung. Ich wurde auch von den Ärzten darauf hingewiesen, dass dies länger dauern würde.
Nach der Rückkehr in Deutschland, wurde die Diagnose Knochenhautentzündung vom lokalen Orthopäden bestätigt, er setzte die Magnetfeldtherapie fort und verordnete das Tragen einer Handgelenkstütze mit Metallschiene bei der PC Arbeit: Damit war zwar die Betätigung von Tasten möglich (selbstverständlich viel langsamer als zuvor), aber das Positionieren der Maus war auch aufgrund der Schmerzen nicht exakt möglich.
Ich versuchte also andere Dinge: Eine Software, die die Bilder einer Web-Cam auswertet und daraufhin den Cursor dort positioniert, wo man hinblickt. Für Schwerstbehinderte mag das eine Hilfe sein, aber das ganze funktionierte so ungenau, dass ich diesen Versuch nach kurzer Zeit abgebrochen habe. Ich besorgte mir also eine Maus, die gleichermaßen für Rechts- und Linkshänder geeignet war und trainierte mich, nun die Maus mit links zu bedienen. In der Trainingsphase verwechselte ich häufiger die Maustasten, aber nach einigen Monaten konnte ich die Maus einwandfrei mit links oder rechts bedienen. Um den Stress für das Handgelenk weiter zu reduzieren, verwende ich nur noch geteilte ergonomische Tastaturen. Unter Windows verwende ich die Einstellung "Sticky Keys": Ich kann somit die Shift, Control oder Alt Taste zuerst drücken und danach den entsprechenden Buchstaben. Damit entfallen die sonst notwendigen Spreizbewegungen der Finger, die für mich belastend sind.
Nach einigen Monaten verringerten sich die Schmerzen. Ich wechsle die Maus heute zwischen links und rechts, damit nicht das linke Handgelenk auch noch in Mitleidenschaft gezogen wird. Wenn ich viel man PC arbeite (vor allem monotone, sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe), bekomme ich auch heute nach 5 Jahren noch leichte Schmerzen im rechten Handgelenk. Ich erkenne diese Alarmsignale und höre dann sofort mit der jeweiligen Tätigkeit auf. Insgesamt wird man wohl nie wieder 100% wiederhergestellt. Aber ich bin damit zufrieden, in ca. 90% der Situationen keinen Schmerz zu verspüren.
In der Ukraine sind die Ärzte im orthopädischen Bereich sehr talentiert (ich habe auch massive Rückenprobleme durch meine sitzende Tätigkeit - dazu könnte ich Romane schreiben). Insgesamt fühlte ich mich dort sehr viel mehr verstanden, als beim deutschen Arzt, wo ich als Privatpatient auch nur Fließbandarbeit zu horrenden Kosten bekomme. Die Behandlungsmethoden in der Ukraine sind in diesem Bereich sehr effektiv und die Kosten betragen ein Bruchteil dessen, was man in Deutschland für eine ähnliche Leistung zahlen würde. Für jeden ist das ist wohl leider keine Alternative, weil man Ärzte mit fundierten Fremdsprachenkenntnissen recht selten dort trifft.