Wacom Bamboo Test

Hinweis: Inzwischen ist das Nachfolgemodell des Wacom Bamboo erschienen. Neben der Stifteingabe ist nun wahlweise auch eine Nutzung mit den Fingern möglich (Multi-Touch).

Vielen Dank an Wacom für die Zusendung des Grafiktabletts Bamboo.

Bei der Nutzung einer Standardmaus verdreht man den Unterarm, damit die Hand parallel zur Tischoberfläche liegt. Elle und Speiche liegen nicht mehr parallel übereinander und die gesamte Unterarmmuskulatur befindet sich in einer permanenten Anspannung. Mausklicks erhöhen die Belastung und führen so nach einigen Jahren u.U. zu Schmerzen.
Um diese unglückliche Haltung zu korrigieren, gibt es zahlreiche Alternativen zur normalen Maus. Die Grafik links oben zeigt eine zur Seite geneigte Maus, mit der ich schon seit vielen Monaten bequem arbeiten kann. Allerdings gibt es nicht nur solche geneigten Mäuse, sondern auch grundsätzlich anders geformte Eingabegeräte. Dazu zählt z.B. ein Stift-basiertes Grafiktablett. Die grundsätzliche Idee ist leicht erklärt: mit einem speziellen Stift fährt man über eine im Einsteigersegment etwa postkartengroße Fläche und genau diese Bewegung vollzieht auch der Mauszeiger auf dem Bildschirm. Eigentlich für Grafiker gedacht, kann ein Grafiktablett auch RSI-Beschwerden verhindern bzw. lindern, da der Stift wie ein ganz normaler Kugelschreiber gehalten wird und so wie bei einer ergonomischen Maus einen unverdrehten Unterarm ermöglicht. Der Stift muss in einem Abstand von maximal 3 mm zum Grafiktablett gehalten werden, das Berühren führt einen Mausklick aus.

wacom bamboo lieferumfang

Zum Lieferumfang des Wacom Bamboo gehören: Das Grafiktablett in schickem schwarz, der entsprechende Stift, ein Stifthalter, USB-Kabel, Treiber-CD und das Programm JustWrite Office zum Erstellen von Anmerkungen in Microsoft Office Dokumenten.

wacom bamboo

Nach Anschluss des USB-Kabels hat mein Windows Vista das Grafiktablett erkannt und ich konnte es sofort ohne zusätzlichen Treiber nutzen. Die Installation des mitgelieferten Treibers ist aber trotzdem sinnvoll, da man nur mit ihm spezielle Einstellungen vornehmen kann. Die aktuellste Version gibt es hier.

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Der Stift kann zwischendurch stehend oder liegend im mitgelieferten Halter untergebracht werden.

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Am oberen Rand befindet sich ein „Touch Ring“, mit dem am man entweder zoomen oder scrollen kann (einstellbar). Die umliegenden vier Tasten lassen sich frei konfigurieren.

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Das Bamboo kennt zwei verschiedene Modi: Stiftmodus und Mausmodus. Im Mausmodus verhält es sich wie eine normale Maus. Der Stift kann bis an den Rand geführt, hochgehoben und zum Ausgangspunkt geführt werden. Die Position des Mauszeiger verändert sich bei diesem Versetzen nicht (relative Positionierung).

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Im Stiftmodus (absolute Positionierung) bildet das Tablett den Bildschirm ab. Setzt man den Stift in die linke obere Ecke, springt auch der Mauszeiger auf dem Bildschirm in die linke obere Ecke. Man kann konfigurieren, ob der gesamte Bildschirm oder nur ein Teil abgebildet werden soll. Auch kann die nutzbare Fläche beliebig verkleinert werden. Ich nutze z.B. zwei Bildschirme und in diesem Fall ist es sinnvoll, den nutzbaren Bereich an das Format der beiden nebeneinander liegenden Bildschirme anzupassen (siehe Bild).

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Zum Verschieben des Mauszeigers muss der Stift wenige Millimeter über dem Tablett gehalten und verschoben werden. Dabei kann die Hand aufliegen, da nur die Stiftspitze registriert wird. Durch ein Verschieben des Stiftes bei gleichzeitig mit dem Daumen gedrückter Taste kann man durch Dokumente und Internetseiten scrollen. Die zweite Taste am Stift führt einen Rechtsklick aus. Berührt die Stiftspitze das Tablett, erfolgt ein Linksklick. Für einen Doppelklick berührt man zweimal hintereinander das Tablett. Im Stiftmodus kann man die Spitze auch für etwa eine Sekunde absetzen, um einen Rechtsklick auszuführen. Leider funktioniert diese praktische Hilfe nicht im Mausmodus.

Arbeitet man im mittleren Bereich des Bamboo, liegt das Handgelenk unangenehm auf der Kante (siehe Foto). Deshalb habe ich überwiegend den Mausmodus genutzt, da ich dort mein Handgelenk voll auf dem Tablett abstützen und nur im oberen linken Bereich arbeiten konnte.

Erstaunt war ich über die kurze Eingewöhnungsphase. Bereits nach zwei Tagen konnte ich annähernd genauso schnell wie mit einer Maus arbeiten. Insbesondere bei der Grafikbearbeitung in Photoshop & Co zeigt das Wacom Bamboo seine Stärken: das Arbeiten ist schneller, präziser und viel entspannter als mit einer Maus. Beim Zeichnen verändert unterschiedlicher Druck die Strichstärke.

Betrachtung unter ergonomischen Gesichtspunkten

Beginnen möchte ich mit dem Verweis auf zwei ähnliche Studien, in denen mittels der Elektromyografie (EMG) die Muskelnaktivität bei der Nutzung verschiedener Eingabegeräte gemessen wurde. Das Universitätsklinikum Rotterdam geht auf Seite 41/42 auf ein Grafiktablett ein und die Ergebnisse der Studie der TU Darmstadt finden Sie hier.  Die Uni Rotterdam ermittelt bei der Nutzung eines Grafiktabletts eine nur geringfügig geringere Belastung als bei einer Standardmaus. Andere ergonomischen Mäuse schneiden deutlich besser ab. Die TU Darmstadt vergleicht das Grafiktablett leider nur mit einer herkömmlichen Maus, interessanter wäre ein Vergleich mit anderen ergonomischen Eingabemöglichkeiten gewesen. Das Grafiktablett belastet die Muskulatur laut dieser Studie deutlich weniger als eine normale Maus.
Wer hat nun Recht? Ich weiß es nicht, aber nach meinen eigenen, natürlich subjektiven Tests verschiedener Eingabegeräte, liegt die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

Pro

  • Gewohnte Armhaltung wie beim Schreiben
  • Kein Verdrehen des Unterarms
  • Beanspruchung verschiedener Muskeln
  • Keine herkömmliche Klickbewegung
  • Für Links- und Rechtshänder geignet
  • Ermöglicht sehr präzises Arbeiten in Bildbearbeitungsprogrammen

Kontra

  • Dauerhafte Muskelspannung durch das Halten des Stiftes über dem Tablett
  • Für das Handgelenk unangenehme Tablett-Kante
  • Doppelbelastung für Vielschreiber
  • Stift könnte etwas dicker sein

Fazit

Betroffenen, die häufig mit Bildbearbeitungsprogrammen arbeiten, gebe ich eine ganz klare Kaufempfehlung. Mit der Präzision einer gewohnten Handhaltung lässt sich hier viel eleganter arbeiten als mit einer normalen Maus. Auch bei gewöhnlichen Tätigkeiten sehe ich Vorteile im Vergleich zu einer Standardmaus. Allerdings empfand ich die längere Nutzung des Tabletts etwas anstrengender als die Kombination einer ergonomischen Maus mit meinem Autoklick-Programm.
Eine der wichtigsten Punkte bei der Prävention und Behandlung des RSI-Syndroms ist die Abwechslung. Wer täglich noch relativ viel mit der Hand schreibt, der sollte bei der PC-Nutzung nicht dauerhaft die gleiche Handhaltung einnehmen. Allerdings spricht nichts gegen eine wechselnde Nutzung von ergonomischer Maus und Grafiktablett.

Hinweis: Inzwischen ist das Nachfolgemodell des Wacom Bamboo erschienen. Neben der Stifteingabe ist nun wahlweise auch eine Nutzung mit den Fingern möglich (Multi-Touch).

2 Gedanken zu „Wacom Bamboo Test“

  1. Toller Bericht, dankeschön! Wußte noch garnicht, dass man so viel einstellen kann. Habe das Bamboo in weiß und es einfach plug&play angesteckt. Nun kann ich endlich auch mal ein paar Sachen einstellen. Bin jedoch auch sehr zufrieden.

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